Was kostet eine Handwerkerstunde wirklich?
Wenn Kunden eine Rechnung erhalten, ist oft die erste Reaktion: „So teuer?" Doch viele wissen nicht, dass hinter einem Stundensatz von 60 bis 80 Euro weit mehr steckt als nur der Lohn des Handwerkers. Der Preisatlas Handwerk 2024 zeigt: Im zweiten Halbjahr 2023 lag der durchschnittliche Stundensatz für einen Handwerksmeister bei 69 Euro netto, für einen Gesellen bei 61 Euro.
Die aktuellen Stundensätze nach Gewerken
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Handwerksberufen sind erheblich. Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Handwerks Zeitung liegen die Gewerke wie folgt:
| Gewerk | Brutto-Stundenlohn |
| Dachdecker und Zimmerer | 68 Euro (Spitzenreiter) |
| SHK-Handwerk, Metallbau, Stahlbau | 65 Euro |
| Elektrotechnik: | 64 Euro |
| Tischler/Schreiner: | 63 Euro |
| Maler/Gipser/Stuckateure: | 62 Euro |
Die Differenz zwischen dem teuersten und günstigsten Gewerk liegt aktuell nur noch bei sechs Euro – die Angleichung schreitet voran.
Regionale Preisunterschiede bleiben bestehen
Die Preisverteilung zeigt deutliche regionale Unterschiede:
- Hamburg und Berlin teilen sich mit 72 Euro die Spitzenposition für eine Meisterstunde.
- Die günstigsten Handwerkerdienstleistungen finden sich in Sachsen-Anhalt: Hier kostet eine Meisterstunde 52 Euro und eine Gesellenstunde 43 Euro.
Im Durchschnitt kostet eine Handwerkerstunde im Osten Deutschlands 54 Euro, im Westen 64 Euro – ein Unterschied von 15 Prozent.
Was steckt hinter dem Stundensatz?
Der Preis für eine Handwerkerstunde setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, wie die Handwerkskammer Stuttgart transparent darstellt:
- Stundenlohn: Der tatsächliche Bruttolohn des Mitarbeiters (ca. 25-30% des Stundensatzes)
- Lohnnebenkosten: Sozialversicherung, Urlaub, Krankheit – durchschnittlich 14,45 Euro pro Stunde
- Betriebliche Gemeinkosten: 80-240% des Stundenlohns, je nach Spezialisierung:
- Miete für Werkstatt und Lager
- Fuhrpark und Fahrzeugkosten
- Werkzeuge und Maschinen
- Versicherungen
- Risikozuschlag: Für Gewährleistung und Ausfälle
- Unternehmergewinn: Oft nur wenige Prozent
- Umsatzsteuer: 19%, die ans Finanzamt gehen
Betriebsberater bestätigen: „Die meisten Handwerker sind zu günstig" und decken mit ihren Stundensätzen oft gerade ihre Kosten.
Mindestlöhne steigen weiter
Die Branchenmindestlöhne 2025 liegen deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn:
- Elektrohandwerk: 14,41 Euro (ab Januar 2025)
- Dachdeckerhandwerk: 14,35 Euro (ungelernt) / 16,00 Euro (Geselle)
- Gebäudereinigung: 14,25 Euro / 17,65 Euro (Glas-/Fassadenreinigung)
- Gerüstbau: 13,95 Euro
- Maler/Lackierer: 13,00 Euro (ungelernt) / 15,00 Euro (gelernt)

Wie hoch ist der Mindestlohn ab 2026 und 2027?
Der gesetzliche Mindestlohn steigt zum:
- 01.01.2026 auf 13,90 € brutto pro Stunde und zum
- 01.01.2027 auf 14,60 € brutto pro Stunde
Grundlage ist die Empfehlung der Mindestlohnkommission und der Beschluss des Bundestags-Kabinetts.
Warum die Preise steigen müssen
71 Prozent der befragten Handwerksbetriebe haben ihre Preise erhöht. Die Gründe:
- Fachkräftemangel: 70% der Betriebe haben offene Stellen
- Gestiegene Material- und Energiekosten
- Investitionen in Digitalisierung
- Höhere regulatorische Anforderungen
Zeit ist Geld – besonders im Handwerk
Bei einem Stundensatz von 65 Euro kostet jede verschwendete Stunde den Betrieb echtes Geld. Typische Zeitfresser:
- Ungeplante Fahrten zum Baustoffhandel
- Fehlende Verbrauchsmaterialien auf der Baustelle
- Manuelle Bestellprozesse
- Intransparente Lagerverwaltung
Digitale Beschaffungslösungen wie automatische Nachbestellsysteme und zentrale Lieferantenintegration reduzieren diese unproduktiven Zeiten erheblich. Für ein Team mit fünf Mitarbeitern können unnötige Beschaffungsfahrten schnell mehrere tausend Euro pro Jahr bedeuten.
Weiterführender Link: In unserem Blogbeitrag zur digitalen Beschaffung im Handwerk erfahrt ihr 12 Strategien, mit der ihr Prozess und Materialkosten einspart.
Transparenz schafft Akzeptanz
Die Handwerkskammern empfehlen: Betriebe sollten ihren Kunden transparent zeigen, wie sich die Preise zusammensetzen. Wer die Kalkulation offen kommuniziert, erntet in der Regel Verständnis statt Kritik.
Fazit
Eine Handwerkerstunde kostet durchschnittlich 60 bis 85 Euro netto. Dieser Betrag deckt aber oft gerade die Kosten. Für Handwerksbetriebe ist eine präzise Kalkulation existenziell. Wer seine Preise kennt, transparent kommuniziert und gleichzeitig in Effizienz investiert, sichert die Zukunft seines Betriebs. Digitale Lösungen für die Beschaffung sind dabei kein Nice-to-have mehr, sondern ein wichtiger Baustein für Profitabilität.
